(9) perfektion - ich bin nicht perfekt! Warum?

 

Kommt dir diese Frage bekannt vor? Nicht? Na dann gehörst du vielleicht zu den Menschen, die sich selbst akzeptieren und annehmen. Ganz so, wie sie sind. Falls du aber diese Frage sehr genau kennst, sie dir – so wie ich – millionenfach gestellt hast, dann hältst du von dir selbst so viel, wie ich damals von mir hielt. Gar nichts.

 

Viel zu häufig dachte ich: „Warum kann ich nicht so sein, wie die Person XY?“, der ich einen Mehrwert beimaß, als mir selbst. „Warum bin ich nicht so super im Fach XY wie die anderen?“, dachte ich, wenn ich eine schlechte Note schrieb.  „Sie sind eben schlanker als du!“, dachte ich, wenn ich jemanden sah, der in meinen Augen in das Bild meiner Vorstellung von Perfektion passte. „Weshalb kann ich denn nicht einfach wie die anderen sein – perfekt?!“.

Die Antwort auf meine unzähligen Fragen, weiß ich erst heute. Perfekt gibt es nicht. Ich bin nicht perfekt, weil Perfektion nur ein Wort ist, dass im realen Leben eben auch nur als Wort existent ist.

 

Ich erinnere mich, wie schrecklich gekränkt ich jedes Mal bei den oben aufgeführten Fragen war. Wie fertig ich mich machte, um mit perfekten Menschen mitzuhalten. Ich weiß, wie anstrengend das war und wie weh es mir tat immer perfekt sein zu wollen. Nie verstand ich, warum der Hang- und Drang zur Perfektion, mir immer wieder weh tat und weshalb ich ihn dann so verzweifelt lebte. Dabei war Perfektion ein Schutz, den ich mir – und besonders mein nicht vorhandener Selbstwert – erschaffen hatte. Es war ein besonderer Schutz, der mir insgeheim aber ständig weh tat. Er schützte mich nicht vor negativem. Er half mir nicht wirklich. Er schadete mir, und zwar immer.

 

Warum schadet mir mein vermeidlicher Schutz?

 

Perfekt sein, ist wie ein Schatten, mit dem wir fangen spielen. Ich spielte 25 Jahre dieses Spiel. Wenn, „sie sind dünner als ich“ mich an der Schulter berührte, berührte mich in Wahrheit die Perfektion an der Schulter, die bloß als „sie sind dünner als ich“ verkleidet war.

Sie berührte mich, forderte mich zum Spielen auf und ich spielte sofort mit. Nun war es an mir, loszurennen und der Perfektion hinterherzujagen. Dabei lief und lief ich. Selbst, wenn mir langsam die Puste ausging. Ich streckte bereitwillig meine Hand nach ihr aus. War nur einen Schritt hinter ihr. Kurz bevor ich sie endlich berührte, stolperte ich über etwas und fiel hin. Die Perfektion blieb lachend stehen, reichte mir ihre Hand und half mir auf. Alles nur, damit ich ihr wieder hinterherlaufen konnte, und erneut stolperte und hinfiel. Jedes Mal der gleiche Aufprall auf dem harten Boden des Nichts, tat mir sehr weh. Mein Körper schmerzte. Doch immer wieder kam die Perfektion zu mir und half mir aufzustehen. Nur damit dieses verdammte Spiel von vorn losging.

 

Die Perfektion war immer eine bessere Spielerin als ich. Ich gewann nie! Und ich wusste nicht, was mich jedes Mal stolpern und hinfallen lies. Es war etwas viel Mächtigeres als die Perfektion. Sie war mein Lebensinhalt. Sie nannte sich Selbstwert und sie bestimmte einfach alles. Mein ich. Mein sein. Mein fühlen. Mein Lieben und mein Leben. Es war die ganze Zeit der Selbstwert, der alles leitete. Die Versagensangst. Angst vor Ablehnung. Die Angst zu dick zu sein. Nicht hübsch genug zu sein. Fehler zu machen. Mein Selbstbild. Akzeptiert zu werden. Die Zweifel. Dabei hat all das eines gemeinsam: den Selbstschutz aufrechtzuerhalten und zu gewährleisten.

 

Denn es sind gerade die Menschen, die wie ich – sich für wertlos halten – bei denen die Perfektion versucht unseren Selbstwert zu schützen, der mächtiger ist, als die Perfektion selbst.

Die Perfektion merkt nicht, dass sie in Wahrheit gar nicht existiert und dass sie nur geschaffen wurde, um nur als Wort zu existieren. Sie hatte dabei die Aufgabe etwas Anderes – reales – zu erschaffen. Den Selbstschutz zum Schutze des niedrigen Selbstwertes.

 

Woher kommt der Perfektionismus?

Als „Wertlose“ hatte ich immer den Glauben ein Fehler zu sein, einen zu haben oder, immer einen zu machen. War etwas fehlerhaft, so musste der Fehler beseitigt werden. In meinem zweiten Beitrag (2) „Warum fühlt mein Körper sich wie ein Fehler an?“ im Abschnitt „Gefall´ den anderen aber nie dir selbst“, sprach ich über falsch erlerntes in der Kindheit, Über Mobbing in der Schulzeit und Ablehnungen von Freunden und in der Partnerschaft. Solche Dinge lehrten mich eines: Gefalle niemals dir selbst. Immer nur den anderen. Da ich mich selbst nie wirklich akzeptierte und nie selbst annahm, entstand der Perfektionismus. Er war ein Ausdruck der Dinge, die mir widerfahren waren. Auch in meinem Beitrag (6) „Wieso bin ich nicht so hübsch?“ im Abschnitt „Wieso sagen sie, dass ich hässlich und dick bin?“ sprach ich über die Dinge, die ich mir sehr oft über mich anhören musste. Auch sie halfen bei der Schaffung des Perfektionsstrebens und des Perfektionismus. Selbst in meinem ersten Beitrag „Wie kann es zu meinem schlechten Selbstwert kommen?“ im Abschnitt „Eine Begegnung mit schlechten Menschen zapft deinen geschaffenen Selbstwert an“ erzählte ich dir, wie unglaublich prägend unsere Erfahrungen sein können.

 

Du siehst, mein geschaffener Perfektionismus war bloß eine Maßnahme des Selbstwertes zum Selbstschutz. Dabei ist der Perfektionismus nur ein Wort, das nicht real ist, aber gebraucht wurde um etwas Reales, den Selbstschutz, zu erschaffen. Er musste erweckt werden, um mich zu beschützen. Ich gab der Perfektion eine reale Bedeutung, indem ich Fangen mit ihr spielte. Dabei tat sie mir immer weh. Sie raubte mir die Kraft und Energie, um ich selbst zu sein. Perfektion kam als Ergebnis meiner Erfahrungen hervor. Sie schuf den Schutz, der meine Wahrheit, mein ich, in sich einschloss, damit niemand mich/meinen Selbstwert angreifen konnte. Heute weiß ich, das „perfekt sein wollen“ schmerzhaft ist. Das Perfektion nicht existiert und nur als Wort existent sein kann. Ich will und kann nicht mehr zulassen, dass sie ein falsches Spiel mit mir spielt. Im fangen Spielen, war ich noch nie wirklich gut. Lieber lasse ich mich fangen – und zwar von der Liebe zu mir selbst und meinem Leben.

 

Hör auf dir selbst weh zu tun. Lass die Perfektion sein, was sie ist – ein von unseren Erfahrungen geschaffenes Wort. Sei du selbst. Höre nur auf dich und nicht auf schlechte Worte von schlechten Menschen. Sei deine Wahrheit. Lebe dein du. Denn du bist echt. Du bist es wert. Du bist wertvoll. So wie ich es bin.

 

Deine Lyn

 

 

Hast du auch schon oft gedacht "Wieso bin ich nicht perfekt" ? Oder hast du vielleicht gedacht "Ich muss einfach nur perfekt sein, um mithalten zu können"? Hast du geglaubt, dass Perfektion dich vor Fehlern bewahrt? Schreib es mir gern in die Kommentare oder schick mir gern eine

E-Mail.

 

 

 

 

 

 

 

© Copyright 2020 - Alle Inhalte dieses INTERNETANGEBOTES, BLOGS, WERKES, insbesondere Texte und Fotografien, sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei Lyn Morales. Alle Rechte, einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung, Bearbeitung und Übersetzung, bleiben vorbehalten. Bitte fragen Sie MICH gern per E-Mail, falls Sie die Inhalte meiner Homepage oder meines Blogs verwenden oder verlinken möchten. 

 

 

 

Kommentare: 0
Congstar Gutschein - Bloggerei.de