(14) warum verbinde ich essen mit schmerz?

 

In meinem Beitrag „(12) Weshalb fällt mir das Essen so schwer?“, sprach ich mit dir über meine Erfahrungen, die ich damals in der Schule, mehr als nur einmal machte. Sie brachten mich zu einem dummen Entschluss – aufzuhören zu essen – damit die Qualen des Mobbing endlich enden würden. Ich verbot mir im Alter von 15 Jahren das Essen und lernte mit der Zeit, das essen mir weh tut. Im Alter von 23 Jahren kehrte das Essensproblem schließlich zurück. Ich erzähle dir auch, dass mein Problem mich immer mit dem Rücken, gegen eine Art Essensmauer drängte. Aber das war nicht alles. Erinnerst du dich noch an meinen Beitrag „(2) Warum fühlt mein Körper sich wie ein Fehler an?“ Ich erzählte dir, wie jede 200g weniger auf der Waage damals ein „Erfolg“ für mich darstellten und dass weniger Gewicht = mehr Wert für mich bedeutete. Aber Erfolg hin oder her. Ich habe mich schon wieder selbst betrogen. Denn weißt du was? Die Mauer hinter mir, oder doch genau vor mir – dass Essensproblem ist wieder zurück. Und ich spüre, wie mein Rücken langsam schmerzt.

 

 

Warum habe ich meine eigenen Worte vergessen?

 

Es zählt im Leben nicht, wer versucht dich gegen die Mauer zu schmettern. Es zählt allein das, was in dir schlägt - dein Herz!“.

 

Ich habe meine Worte schlicht weg vergessen. Genauer betrachtet, weiß ich nun auch wieso. Weil ich tief in mir Angst habe. Das Perfide an der ganzen Vergesslichkeit ist, dass der Auslöser, die dumme Waage war, die mir nun 1 kg mehr anzeigte. Sicher denkst du jetzt: „Wow. 1 kg ist doch nicht viel“.

Ja eigentlich hast du recht. Aber trotzdem pressen die 1 kg mehr, mich gegen diese beschissene Essensmauer und das ist nicht gerade angenehm. Doch, wie kam es dazu?

 

Ich erinnere mich an die letzten Monate, in denen ich oft mit Freunden unterwegs war. Wir waren zusammen etwas essen. Haben eine schöne Zeit miteinander verbracht und ich hatte mehr Spaß denn je. Mir tat es unglaublich gut, während dem essen mal nicht an meine Probleme zu denken. Aber trotzdem, saß das Essensproblem auf einem mini Stuhl die ganze Zeit neben mir. Ich bin es inzwischen gewohnt, dass dieser kleine Floh meinem Selbstwert auf die Nerven geht und somit auch meine alten Gedanken ständig wiederholt werden – „essen tut weh“. Trotz des Flohs verbrachte ich Zeit mit Menschen, die mir viel bedeuten und fühlte mich zum ersten Mal in meiner Haut endlich wohl. Ich fühlte mich ganz. Ich hörte nicht auf meine Gedanken „Du wirst fett“, „Hör auf zu essen“, „Niemand wird dich attraktiv finden, wenn du fett bist“.

 

Für den Moment war ich einfach mal ich und ich war zufrieden mit meinem Körper, mit mir und meinem Leben. Ich habe sogar bei einem DVD-Abend mit Freunden Schokolade und Chips genascht, trotz der Gedanken, die mich tadelten. Ich hatte es einfach satt, dass der Floh und die Gedanken meinem Selbstwert, mir immer und immer wieder, denselben Mist vorspielten. Ich war glücklich. Hier und jetzt. Und glücklich sein, naja, das machte mir plötzlich riesen große Angst. Glücklich sein … das ist etwas das weder ich, noch mein Selbstwert kennen.

 

 

„Warum habe ich nicht auf den verdammten Floh gehört?!?!“

 

Dieser Floh, alt, grau und schwach, merkte nicht, dass mein Selbstwert inzwischen ein komplett anderes Level erreicht hatte, als es damals mit 15 Jahren der Fall war. Mein Selbstwert war inzwischen ein gutes Stück gewachsen. Sie hat nicht mitbekommen, dass ich, als ich Zeit mit meinen Freunden verbracht habe, sehr viel Spaß hatte und dass ich endlich – einmal - in meinem Leben, diese Zeit und das Essen trotz allem, genießen konnte. Sie hat nicht gehört, nicht gesehen und nicht gefühlt, dass ich glücklich war. Zum ersten Mal, war Essen kein Feind, der mir wehtat – auch wenn sie mir das ständig weiß machen wollte. Essen war plötzlich zu einem Freund geworden, der mir zeigte, wie glücklich ich in meinem Leben sein kann und vor allem, wie glücklich ich sein darf. Dass ich das glücklich sein, unbemerkt, zugelassen habe. Selbst wenn das Quäntchen, der leisen Stimme des Flohs mir immer wieder denselben Bullshit erzählt, so will ich ihr heute sagen:

 

„Sieh´ mich an! Ich habe 1 Kilo zugenommen. Ja, ich habe gehört und auch kurz gespürt, dass du die Stimme meiner schlimmen Vergangenheit bist. Du gehörst zu mir. Aber siehst du das Lächeln da auf meinem Gesicht? Siehst du die Freude in meinem Herzen? Es ist das Leben, das entscheidet, ob es dir 1 Kilo Schmerzen oder, dir 1 Kilo der Selbstliebe zeigt. Du musst nur mal hinsehen. Es ist nicht deine Stimme, die mich vor dem einen oder, dem anderen beschützen sollte. Sieh´ mich an. Sehe das Leben und fühle das, was mein Selbstwert schon längst begonnen hat zu fühlen. Die Liebe und die Sonne in mir, die selbst du liebe Essensmauer, als Wärme und als Glück in- und auf dir spüren kannst, wenn du es nur zulässt. Also sieh mich an. Ich war glücklich und ich darf glücklich sein. Du darfst es auch“.

 

Du siehst, manchmal kommen alte Gedanken und Flöhe in uns wieder auf. Dazu benötigen sie nur einen kleinen Schubs, der sie daran erinnert, dass sie mal da waren und es noch immer sein können. Wichtig ist, das alles nicht zu verdrängen, weil es ein Teil von dir ist. Was du und ich tun können, ist zuzuhören und trotzdem zuzulassen, dass wir sind, wer wir sind und das ist ganz egal wie viel Kilogramm wir wiegen. Denn glücklich sein ist kalorisch so viel wichtiger, als eine Zahl auf der Waage. Denke immer daran, egal was ist, du bist wertvoll. Ich bin es auch. Glaube an dich. Ich tue es.

 

 

Deine Lyn 

 

Kennst Du diese Situation oder ähnliche oder

warst vielleicht in einer ähnlichen Situation?

Schreib es mir gern in die Kommentare.

 

 

 

 

 

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